...Fortsetzung
Traumatherapie Somatic Experiencing® (SE)
In Überlebensstrategien gefangen
Ängstliches Vermeiden von Lebenssituationen, die in irgendeiner Form an auslösende Erfahrungen erinnern könnten, oder umgekehrt, das ständige Wiederholen derselben (oft auch in abgewandelten Formen), sind verzweifelte Überlebensstrategien, die Betroffene zwischen dem instinktiven Wunsch nach Befreiung der im System festgehaltenen Energie und der Angst, von ihr überwältigt zu werden, gefangen halten. So unterdrücken wir unsere Lebensenergie und damit unser Potenzial zur Entfaltung dessen, was wir sind.
Blockierte Über-Lebensenergie potenzialorientiert befreien und nutzen
Wenn wir diese gehaltene Energie potenzialorientiert als unsere ursprünglich hilfreiche, natürliche Über-Lebenskraft erfahren und verstehen lernen, die unser Instinkt für unsere Rettung (um uns zu wehren oder zu fliehen) mobilisiert hat, erkennen wir ihre Kraft nicht mehr als gegen uns gerichtet. In der Erstarrung in auswegloser Hilflosigkeit konnte die mobilisierte Energie nicht mehr abgebaut werden, sie bleibt im Nervensystem ‹eingefroren› und blockiert, weil sie ihre lebenserhaltende Arbeit nicht zu Ende führen konnte. Der Verstand und unser Nervensystem versuchen sie jetzt unbewusst als vermeintliche Gefahr zu kontrollieren und reagieren auf jede innere Energiebewegung sofort mit Angst, Kontrollversuch und Abwehr oder stellen gar die direkte Verbindung zum auslösenden Ereignis her (Alpträume, Flashbacks). Die enorme Energie, die wir dafür ununterbrochen aufwenden und halten müssen, fehlt uns im täglichen Leben – wir zahlen einen hohen Preis dafür.
Doch dieser innere Teufelskreis kann aufgebrochen werden, wenn wir die gefangene Über-Lebensenergie behutsam befreien, indem wir Schritt für Schritt zu ihr in Beziehung treten und die im Trauma-Ereignis unterbrochenen, natürlichen Rettungszyklen sich natürlich abschliessen und vollenden lassen. Das Wunderbare dabei: Unser Körper kennt den Weg!
Integration durch Körpergewahrsein
Mit der Traumatherapie Somatic Experiencing (SE) können wir diese Zusammenhänge achtsam erkunden und erfahrbar machen, blockierte Energie achtsam lösen und integrieren, bis sie uns als eigene Lebenskraft wieder voll und ganz zur Verfügung steht. Dazu werden im Jetzt auftauchende Körperempfindungen, Bewegungen, Emotionen, Bilder und Gedanken in Beziehung zueinander behutsam in die Arbeit miteinbezogen und wieder miteinander verbunden, wo sie zusammengehören – und getrennt, wo sie nicht zusammengehören. Grundlage dafür ist das Entwickeln eines erhöhten Körpergewahrseins, damit diese innerenen Bewegungen beobachtend bewusst als nährende Unterstützung erfahren und genutzt werden können. Einen liebevollen Bezug zum eigenen Körper wiederzufinden ist dabei zentral, geht es doch um die Wiederherstellung, die Heilung unseres Innersten, Intimsten: um das Wiederfinden unserer ursprünglichen Unversehrtheit, Ganzheit, Kraft und Authentizität – unseres Potenzials!
Im Hier und Jetzt zur Selbstermächtigung
Die Arbeit mit der Geschichte von auslösenden traumatisierenden Ereignissen in der Vergangenheit spielt in dieser Arbeit keine primäre Rolle. Wir befassen uns in erster Linie mit den aktuellen Symptomen, Ängsten, Energien und Lebensumständen, wie sie sich in jeder Sitzung im Hier und Jetzt zeigen. Wiederholtes Erinnern und Durchleben überwältigender Ereignisse mit noch zu hoher innerer Energieladung kann die Traumatisierung kontraproduktiv wiederholen, verstärken und uns wieder in die traumatisierende Hilflosigkeit von Überwältigung und Ohnmacht zurückführen.
Wir wollen die Vergangenheit nicht verdrängen, sondern sie als unveränderbaren Teil unserer Geschichte annehmen lernen. Wir erkunden deshalb in erster Linie die direkt greifbare und erfahrbare Bedrohung der gefangenen Energien im Körper, die zugehörigen Empfindungen, Bilder, Bewegungen, Emotionen und Gedanken, welche die Traumasymptome im System unmittelbar auslösen. Dadurch wachsen Belastungsfähigkeit (Resilienz), Selbstermächtigung und Vertrauen, was schliesslich (falls überhaupt nötig) auch die Durcharbeitung und abschliessende Integration auslösender Ereignisse im Hier und Jetzt ohne Retraumatisierung ermöglicht.
Ziel: Zurück ins Leben durch Selbst-Ermächtigung (SE!)
Ziel der Traumatherapie mit Somatic Experiencing (SE) ist der Abbau der Traumasymptome, die Stabilisierung, Veränderung und Verbesserung der Lebenssituation, Beziehungen und Lebensqualität im Alltag, die Eröffnung von neuen Möglichkeiten und Perspektiven, die Entfaltung unseres individuellen Potenzials. Schritt für Schritt lernen wir, die Verantwortung und Handlungsfreiheit dafür wieder zu übernehmen: Unsere Geschichte können wir nicht mehr beeinflussen, unsere Beziehung zu ihr, unser Wohlbefinden und unsere Lebensqualität dagegen in jedem Moment unseres Seins!
Achtsame Körperarbeit nach Somatic Experiencing® (SE)
Körperarbeit mit Berührung wird in jedem Fall erst behutsam und unterstützend eingesetzt, wenn die nötigen Ressourcen dafür aufgebaut sind und dies ausdrücklich gewünscht wird. Die unterstützende Körperarbeit nach Somatic Experiencing® (SE) besteht aus sanften Berührungen an Schultern, Kopf, Zwerchfell, Becken und Gelenken, um blockierte Diaphragmen wieder durchlässig werden zu lassen. Auch die Berührung von Organen (z.B. Nieren, Darm, Stammhirn) kann unmittelbar unterstützen. Berührt wird über den Kleidern auf dem Stuhl sitzend, stehend oder auf der Massageliege liegend.
Aktualisiert : 14.08.2024 21:37